Der „beste“ Führungsstil
Ich werde in meinen Seminaren oft gefragt, was der beste Führungsstil sei.
Was bedeutet überhaupt „Führungsstil“?
Per Definition bedeutet „Führungsstil“ ein typisches Verhalten von Vorgesetzten gegenüber ihren Mitarbeitern und eine individuelle Art und Weise der Motivation von Gruppen oder einzelnen Mitarbeitern.
Auch wenn Sie sich als Führungskraft also nicht bewusst für einen der theoretischen Ansätze entschieden haben, haben Sie einen eigenen Führungsstil. Dieser ergibt sich aus Ihrer Persönlichkeit, Ihren Erwartungen, Bedürfnissen, Qualifikationen, Ihrem Umgang mit Emotionen sowie auch aus Ihren Werten uvm. Sie nehmen also automatisch eine Rolle ein, um mit den an Sie gestellten Erwartungen und Anforderungen umzugehen.
Sehr hilfreich für die Beantwortung dieser Frage für Sie persönlich ist eine Studie aus dem Jahr 2018:
Die deutschen Vorgesetzten sind von ihrem Führungsstil durchaus angetan, ihre Mitarbeiter allerdings weniger – und das geht zulasten von Engagement, Einfallsreichtum und Zufriedenheit.
Chefbüro und Kaffeeküche sind nur wenige Meter voneinander entfernt, doch viele der dort geführten Gespräche könnten sich kaum deutlicher voneinander unterscheiden:
Während Vorgesetzte gerne von ihrer Menschenkenntnis schwärmen und ihr motivierendes Wesen hervorheben, schimpfen die Mitarbeiter ein paar Türen weiter über mangelndes Vertrauen, starre Vorgaben und schlechte Stimmung. Wie weit Selbst- und Fremdwahrnehmung von Vorgesetzten auseinanderklaffen, das offenbart jetzt in seltener Deutlichkeit eine Studie der Personalberatung Kienbaum und der Stellenbörse Stepstone.
Um herauszufinden, welchen Führungsstil Angestellte bevorzugen, wurden insgesamt 13.500 Fach- und Führungskräfte befragt. Die Mitarbeiter sollten über den Stil des Chefs urteilen, die Vorgesetzten wiederum machten Angaben zum eigenen Verhalten.
Das Ergebnis der Studie: Von den sieben gängigen Methoden, mit den Mitarbeitern umzugehen, ist die transformationale Führung bei den Mitarbeitern am beliebtesten.
94 Prozent der Befragten befürworten einen Chef, der vor allem als Vorbild dient und Visionen vermittelt. Ebenfalls hoch im Kurs steht die strategische Führung (88 Prozent), gefolgt von der ethischen Variante (84 Prozent).
Sieben Führungsstile
Transformationale Führung
Der Chef gibt den charismatischen Führer, der die Arbeit visionär auflädt. So motiviert er die Mitarbeiter ohne materielle Anreize.
Ethische Führung
Vorgesetzte bauen auf Moral und Transparenz, außerdem kümmern sie sich um die persönlichen Belange der Mitarbeiter.
Strategische Führung
Chefs geben klare Ziele vor und unterstützen die Angestellten konstruktiv auf dem Weg dorthin, aber ohne Mikromanagement.
Transaktionale Führung
Auch hier gibt es Ziele, dazu aber Konsequenzen. Bei Erfüllung gibt es Belohnungen etwa durch Boni, bei Verfehlung Bestrafungen.
Laissez-faire-Führung
Erfordert Vertrauen und gute Nerven, denn Chefs geben weder detaillierte Vorgaben noch Feedback, sie lassen die Mitarbeiter machen.
Direktive Führung
Chefs verteilen Aufgaben mit Anweisungen und erwarten, dass sie befolgt werden. Wie gemacht für Kontrollfreaks und Perfektionisten.
Negative Führung
Sie verwandelt das Büro in einen Truppenübungsplatz: Der Chef übt oft und gerne öffentlich harte Kritik an seinen Mitarbeitern.
Und das belegt die Studie: Mitarbeiter, die nach den bei ihnen beliebten Prinzipien geführt werden, sind demnach mit ihrer Arbeit zufriedener, innovativer und haben seltener die Absicht, zu kündigen.
Ethische und transformationale Führung rufen außerdem höhere Identifikation mit dem Arbeitgeber und mehr Engagement hervor. Diese Erkenntnis scheint auch bei den Vorgesetzten angekommen – zumindest theoretisch. Denn sie selbst verorteten sich in der Umfrage überwiegend in den drei beliebten Führungsstilen.
Fakt ist: Die Führungskraft von morgen benötigt mehr als nur Durchsetzungsvermögen.
67 Prozent aller Fachkräfte meinen, ihr Vorgesetzter sei nicht gut für die Zukunft gerüstet.
Das widerspricht jedoch oftmals der Einschätzung ihrer eigenen Mitarbeiter: Laut den befragten Angestellten ist der direktive Führungsstil in Deutschlands Chefetagen am weitesten verbreitet (54 Prozent).
Im Gegensatz dazu fanden nur 29 Prozent der Studienteilnehmer strategische Komponenten im Führungsverhalten der Chefs wieder, 21 Prozent transformationale. Und nur 9 Prozent bescheinigten ihrem Chef, dass er sich im Alltag vor allem an moralischen Werten orientiere.
Die meisten Personalverantwortlichen werden von ihren Mitarbeitern also völlig anders wahrgenommen, als sie sich selbst sehen. Wie kommt diese Diskrepanz zustande? „Für eine objektive Selbsteinschätzung ist eben Feedback wichtig“, „doch daran mangelt es häufig.“
Deswegen empfehle ich, dass man sich als Führungskraft regelmäßig von Mitarbeitern, Kollegen und Kunden ein Feedback einholt.
Eine möglichst objektive Selbsteinschätzung ist der erste Schritt zu besserer Führung!
Frage: Welchen Führungsstil möchten Sie für sich kultivieren?